Unter-, Mittel- und Oberstufe
Die Grundschulstufe: Vom Tun zum Begreifen
Kinder wollen tätig sein und bei uns dürfen Sie das auch: wenn sie Land vermessen, das Feld bestellen, Brot backen, sich eine Haube stricken oder ein kleines Haus bauen, dann erleben sie Arbeit, welche die Sinne schult und zugleich Sinn stiftet.
Die Bildhaftigkeit als Unterrichtsprinzip schafft im Kind die Grundlage für späteres Abstraktionsvermögen. Auch bei gedanklicher Arbeit bleiben die Kinder nicht in ihren Bänken sitzen: Waldorfpädagogik verbindet seit jeher Rechnen mit Bewegung – und wird darin von jüngsten Forschungen wieder neu bestätigt.
Selbst Ruhezeiten wirken „bildend“: Während das Kind äußerlich ruhig den klassischen Märchen und Mythen lauscht, lassen die Phantasiekräfte in ihrem Inneren die lebendigsten Eindrücke entstehen.
Die Mittelstufe: Vom Begreifen zur Eigentätigkeit
In der Mittelstufe (5.-8. Klasse) lösen sich die jungen Menschen aus der kindlichen Geborgenheit und bereiten sich auf das Erwachsenwerden – freie Urteilsbildung, Eigenverantwortung – vor. Neue Fächer – Biologie und Mineralogie (Menschen-, Tier-, Pflanzen-, Gesteinskunde) – machen die jungen Menschen mit unserer irdischen Realität vertraut. In Chemie und Physik werden die innerste Materie und die äußersten Gesetzmäßigkeiten erforscht.
Orchesterwerke, Opern, Musicals und Theaterstücke werden sorgfältig ausgewählt, einstudiert und aufgeführt. Den Abschluss der Mittelstufe bildet ein selbstständig erarbeitetes Thema mit öffentlichem Vortrag. Dieser vollendet und beschließt die Bindung zum Klassenlehrer, zur Klassenlehrerin: Der junge Mensch ist nun ermächtigt, in Zukunft nicht mehr die persönliche, sondern die fachliche Antwort zu suchen.
Die Oberstufe: Von der Eigentätigkeit zur Eigenverantwortung
Kunst, Handwerk und Technik am Webstuhl
Wissenschaft und Ästhetik der Elektrolyse
Der Abschluss einer Waldorfschule soll junge Menschen befähigen, ihre Aufgabe im Leben zu erkennen und ihren Platz in der Gesellschaft und im Arbeitsleben einnehmen zu können. Die Oberstufe (9.-12. Klasse) zeichnet sich daher einerseits durch intensiven Fachunterricht aus, andererseits durch einen künstlerischen und praktischen Zugang auf allen Ebenen.
Im Epochenunterricht, der täglich von 7:55 – 9:45 stattfindet, werden die Fächer Deutsch, Mathematik, Chemie, Physik, Geographie, Geschichte und Kunstgeschichte unterrichtet.
In den im Stundenplan anschließenden Fachstunden werden die beiden Fremdsprachen Englisch und Italienisch, Musik, Eurythmie, politische Bildung, Religion und Sport unterrichtet.
Am Nachmittag schließen sich die Handwerkstätigkeiten und die künstlerischen Fächer an. In den Handwerken Weben, Tischlern, Buchbinden, Schneidern, Spinnen, Steinhauen, werden Geschicklichkeit und Durchhaltevermögen geschult. In den künstlerischen Fächern Graphik, Malen, Plastizieren und Bildhauen wird das ganze Spektrum der Bildnerischen Erziehung vermittelt.
In intensiven Theaterprojekten (deutsch und fremdsprachig), die immer mit einer Bühnenaufführung ihren Abschluss finden, werden Figuren, deren Gefühle und Handlungen erprobt und mit allen Möglichkeiten der darstellenden Kunst realisiert und so zur Anschauung gebracht.
Kunst durchatmet den gesamten Unterricht. Selbst naturwissenschaftliche Vorgänge werden über das künstlerische Einfühlen in die Naturvorgänge in ein innerlich getragenes Umweltverständnisses verwandelt.
Die langjährige Praxis der schöpferischen Herangehensweise an alle Fragestellungen des Fachunterrichts schult den Willen und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, um sich in der zukünftigen Wissens- und Arbeitswelt gut weiter entwickeln zu können.
Praktika, Fahrten, Projekte
Die Besonderheiten im Curriculum der höheren Allgemeinen Bildung der Oberstufe sind neben den vielfältigen handwerklichen und künstlerischen Fächern die vertiefenden Praktika:
- 3-wöchiges Landwirtschaftspraktikum (Biologie, Gartenbau, Wirtschaft)/9. Schulstufe
- 2-wöchiges Feldmesspraktikum (Mathematik, Physik) / 10. Schulstufe
- 1-wöchige Kunst- und Sprachfahrt Florenz und Siena (Kunstgeschichte, Italienisch) / 10. Schulstufe
- 5-wöchiges Auslandspraktikum „Arbeiten im Ausland“ (Arbeitswelt, Wirtschaftskunde, Fremdsprache, Interkulturelle Erfahrungen)/ 11. Schulstufe
- 3-wöchiges Sozialpraktikum im In- und Ausland (Sozialkunde) / 12. Schulstufe
- 1-wöchige Architekturfahrt im Ausland (Architektur) / 12. Schulstufe
Die im europäischen Ausland stattfindenden Praktika können durch das Erasmus+ Projekt der österreichischen Waldorfschulen finanziell gefördert werden.
Ferner finden weitere Vertiefungen statt
- Theaterprojekte (Musical 10. Schulstufe, eine Fremdsprachenproduktion in der 11. Schulstufe und ein umfassendes Abschlusstheater in der 12 .Schulstufe
- Wissenschaftlichkeit wird erprobt, indem in der Geo-Botanik begleitete Forschungsprojekte durchgeführt werden.
- In der 11./12. Schulstufe wird eine forschende Jahresarbeit zu einem selbsterwählten Thema angefertigt und präsentiert.</li
- Künstlerische Abschüsse erfolgen in den Kunstdisziplinen Malerei, Plastik und Eurythmie
Alle diese vertiefenden Unterrichte und Praktika bewirken über die exemplarische Spezialisierung eine Orientierung nach innen und außen. Sie führen zu Selbstbewusstsein und Mut für den weiteren Weg in die Erwachsenenwelt.
Abschlüsse:
Nach erfolgreichem Waldorfabschluss wird den Schüler/Innen aufgrund ihrer guten Praxisausbildung ein Ausbildungsjahr in verschiedenen Lehrberufen anerkannt.
Die Matura wird entweder in einem Abschlussjahr im BORG (bisher BORG Dreierschützengasse Graz) oder modular in Kursen am Abendgymnasium abgelegt, wobei dies im Regelfall in einem Semester gelingt.
Weitere Wege:
Mögliche weitere Wege nach Abschluss der Waldorfschule: Lehre mit Matura, Studienberechtigungsprüfung, Fachschule, Auslandsjahr- z.B. über das EUROPÄISCHE SOLIDARITÄTSKORPS…